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Stübing im Wandel zur Gegenwart

Die Eisenbahn verbindet Stübing mit der Welt

Die Eisenbahn verbindet seit 1843/44 nicht nur Graz mit Mürzzuschlag, sondern in weiterer Folge auch Wien mit Triest über die weltweit erste Gebirgseisenbahnstrecke den Semmering und damit auch Stübing mit der Welt. Die Eisenbahn kommt 1844 endgültig nach Stübing. Stübing wird auch Bahn- und Poststation!


Erzherzog Johann und sein Bruder Ludwig

Im Laufe der Zeit fuhren viele Persönlichkeiten der Weltgeschichte durch Stübing. Nicht nur Kaiser Ferdinand, Kaiser Franz-Joseph I., Kaiserin Sissy und nach ihnen viele, viele andere. Sie alle fuhren mit der Eisenbahn durch unseren schönen Ort. Die Reichsstraße jedoch führte das Murtal entlang ab dem 16. Jhd durch Peggau und Friesach nach Graz, am anderen Murufer an Stübing vorbei.

Oft ein großer Vorteil während kriegerischer Auseinandersetzungen. Kam doch zum Beispiel Napoleon Bonaparte 1797 mit seinem französischen Heer durch Peggau, wo er kurz Rast machte bevor er nach bzw. von Graz weiterritt. Kaiser Karl VI., Kaiserin Maria-Theresia und ihre Kinder zogen ebenso an Stübing vorbei wie Papst Pius VI. im Jahr 1782. Es gab bis 1916 - ja auch noch keine Murbrücke.  

Kommen wir zurück zu den Prominenten in Stübing. Am 22. Mai 1852 schreibt die Wiener Zeitung, dass Erzherzog Johann seinen Bruder Erzherzog Ludwig bis nach Stübing entgegengefahren ist. Es darf vermutet werden, dass der steirische Prinz als Visionär und Vordenker mit dem Zug bis zur Station Stübing gekommen ist und seinen Bruder dann nach Graz begleitet hat. Der Wiener Zeitung war es eine Erwähnung wert.

Der Kirchenbau in Großstübing (nach Mag. P. Clemens Johann Brandtner)

Als Kaiser Josef II. in seinen Ländern eine sinnvollere Pfarreinteilung durchsetzen wollte, geschah dies mit viel Energie und Engagement. Eine neue Zeit war angebrochen. Ziel war es unter anderem auch, die Schulbildung zu verbessern und die seelsorgliche Betreuung der Landbevölkerung zu verbessern (Josephinismus). Bevor die Pfarre Stübing errichtet wurde, war das entlegene Pfarrgebiet auf die Pfarren St. Pankrazen, Übelbach und Deutschfeistritz aufgeteilt. Nach dem Erlass Kaiser Josefs II. war auf die alten Pfarrgrenzen keine Rücksicht zu nehmen. Neue Pfarren waren dort zu errichten, wo die Bevölkerung durch Wasser, hohes Gebirge, Schnee im Winter oder üble Wege schwer zu ihrer Pfarrkirche kommen konnten. Weiter wo die Entfernung über eine Stunde beträgt. In Gemeinden mit über 700 bzw. 500 Seelen und dazu die Gefahr einer religiösen Durchmischung gegeben wäre, sei ebenso eine Kirche zu errichten. Im zugehörigen Dekanat mussten nach diesen neuen Vorgaben Kirchen in Stübing (Großstübing mit 826 Bewohnern) und Neuhof (793 Bewohnern) errichtet werden. In Stiwoll und St. Oswald bestanden schon Kirchen, hier mussten aber Pfarrhöfe und Schulen errichtet werden. Wegen zu geringem Interesse der Bevölkerung wurde jedoch in Neuhof schließlich doch keine Kirche errichtet.


Nicht nur Pfarren und Lokalkaplaneien sondern auch Gemeinschulen mussten dort errichtet werden, wo im Umkreis von einer halben Stunde 90 bis 100 schulfähige Kinder lebten. Nach längerer Untersuchung der Gegebenheiten wurde vorgeschlagen in Großstübing eine Lokalkaplanei (Lokalie) zu gründen. Die dazu erforderliche Verordnung wurde am 18. Juni 1785 ausgesprochen und das Stift Rein angewiesen, das Notwenige zu veranlassen.

Aus den bisherigen Pfarren wurden an Stübing 113 Häuser mit etwa 800 Einwohnern zugeteilt, jedoch bestand noch keine Kirche in der neuen Lokalie. Für den Bau des Kirchengebäudes stellte der Amtmann und Gastwirt Johann Prandstätter vulgo Prettenthaler seine Wiese im Ausmaß von 3 Joch gegen jährlich drei Messen für sein Seelenheil zur Verfügung. Auf dem nun gefundenen Bauplatz wurden die Kirche, der Pfarrhof und die Schule ausgesteckt. Für die Leitung des Bauvorhabens wurde vom Reiner Abt P.Johannes Mayrhammer bestimmt. Die Maurerarbeiten wurden vom Maurermeister Martin Rothmayer aus Kindberg, die Zimmermannsarbeiten vom Zimmerermeister Josef Stindl aus Frohnleiten ausgeführt. Den Hand- und Zugrobot hatten die Pfarrleute zu leisten. Die Kosten waren vom Stift Rein zu tragen. Das Bauholz wurde ab dem 27. Februar 1786 geschlagen. Der Kirchenbau selbst begann nach Ostern. Am 26. April 1786 wurde der Grundstein geweiht. Im Jahr 1787 wurde ein hölzerner Glockenturm gebaut und auch das Pfarrhaus beendet. Die Pfarrkirche wurde am 1. Jänner 1788 von P.Karl Schmied, Prior in Rein gesegnet. Als Kirchenpatronin wurde die heilige Mutter Anna gewählt.

 

Als erster Pfarrer wirkte P.Johannes Mayrhammer. Im Zuge der pfarrlichen Visitation wurde der Altar am 8. August 1791 von Bischof Adam Graf Arco geweiht. Zusätzlich erhielt der Hochaltar die Reliquien der Märtyrer Exuperantius, Katharina und Magdalena. In den hölzernen Turm kamen drei kleine Glocken, die wie eine kleine Orgel von der Ulrichskirche bzw. von der abgebrochenen Georgskirche vor dem Stiftstor in Rein stammte. Neben weiteren Ausschmückungen und Erweiterungen wurde 1854 eine große Glocke angeschafft. Am 9. November 1892 wurden alle Lokalkaplaneien zu Pfarren erhoben. Nach dem im ersten Weltkrieg alle Glocken abgegeben werden mussten, wurden 1919 zwei Stahlglocken angeschafft. Im Jahr 1985 wurde die Kirche saniert.

Mag. P. Clemens Johann Brandtner erzählt die Geschichte der Pfarre in seinem Buch: „Die Geschichte der Pfarre Großstübing“ im Detail und hat sich außerordentliche Verdienste in der Sanierung der Kirche Großstübing gemacht, die heute vollständig renoviert eine große Anzahl von Gläubigen beherbergen kann.