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Stübing und die Region im Mittelalter - Die ersten urkundlichen Spuren in den Regesten der Klöster

Bernhard von Stübing - eine umstrittene Persönlichkeit

Im Zuge von Nachforschungen zur Person Bernhard von Stübing sollen die neuesten Erkenntnisse gesammelt und dargestellt werden. Zuerst folgende Zusammenfassung gesicherter Fakten: Bernhard von Stübing wird in einer Urkunde vom 8. Juni 1147 als Zeuge genannt als Markgraf Otakar III. dem Kloster Rein zwei Salzpfannen im Ennstal bei „Mahorn“ am Sandling bei Aussee zu seinem Seelenheil widmet: 

"Markgraf Otakar III. widmet dem Kloster Rein zwei Salzpfannen im Ennstal bei „Mahorn“ (Ahorn; die Schürfrechte waren bei der Saline Ahorn und auf der östlichen Seite des Sandlings) bei Aussee, zwei Lehensgüter im Mitterndorf, ein Lehensgut in Hartberg und zwei ebenfalls in Hartberg gelegene Höfe mit einem Weingarten; schließlich noch auf seinen Todfall die Dörfer Retz, Straßengel und Judendorf, damit die Reiner Mönche sein und seiner Eltern Seelenheil gedächten. 

Quelle Regest: Dr. Norbert Müller, Stiftsarchivar (2010)"

Er steht in der Zeugenliste nach dem hochfreien Konrad "Henne" von Feistritz.

Die verbreitete Ansicht, Bernhard von Stübing war der Enkel von Aribo II. und Mitte des 12. Jahrhunderts Besitzer des Grazer Bodens gilt heute als falsch. Er ist demnach auch nicht der Erbauer der Herrschaftsburg auf dem Grazer Schlossberg.

Die Annahme, dass er der Vater von Konrad und Adalram von Feistritz war, die 1151 wegen angeblichen Hochverrats enthauptet worden waren ist ebenso nicht haltbar. Weitgehend gesichert ist jedoch, dass Bernhard von Stübing nochmals als Zeuge für eine Schenkung der hochfreien Judith von Feistritz 1140/47 auftritt. Er bezeugte in dieser Urkunde die Übergabe eines Gutes im Kärntner Großkirchheim an das Kloster Admont. Der aktuelle Forschungsstand um Bernhard von Stübing ist in folgender Publikation aufgearbeitet worden:

Die Herren von Traisen; Dr. H.P. Naschenweng; Historischer Verein für Steiermark


"Bernehhart de Stubenic" als Zeuge zwischen Konrad "Henne" von Feistritz und Wulffing von Stein.

Quelle: Monasterium.net http://monasterium.net:8181/mom/home  

Link zur Urkunde als Faksimile - Stiftsarchiv Rein 1147



Bernhard von Stübing ist demnach auch nicht wie oft behauptet - nicht jener Bero, der schon 1130 in einer Widmung für das Kloster Garsten genannt wird:

In dieser Urkunde widmen die drei vollfreien Brüder, tres fratres nobilis Adelbero, Swicger und Bero ein Gut zu Feistritz bei Knittelfeld an das Kloster Garsten. Gemeint sind hier Adelbero von Feistritz-Waldeck, Swiker von Gösting und Bero wird oft als Bernhard von Stübing gedeutet. Diese Annahme ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch. Der Eintrag auf wikipedia.de zu Bernhard von Stübing ist demnach auch nicht richtig. Auch Adalram von Waldeck ist als Person sehr vielen Deutungen und Annahmen verpflichtet. Hier gilt es noch viel aufzuarbeiten und richtigzustellen - die Quellenlage ist nicht sehr aufschlussreich.

Die erste urkundliche Nennung des Ortes Stübing - "... et ad Stubenik ..."  - 1147

Seltsamerweise wird die erste derzeit urkundliche Nennung des Ortes  Stübing nicht in Zusammenhang mit dem Geschlecht der ansässigen Traisen - Feistritzer sondern in einer Urkunde des Grafen Konrad von Peilstein gemacht. Die Peilsteiner Grafen waren in Oberösterreich und Salzburg reich begütert und Nachfolger der bayrischen Aribonen.

Im Jahr 1147  verkauft also - dieser Graf Konrad von Peilstein - vor seiner Abreise ins heilige Land dem Kloster Admont seine Güter zu "Bodegor !?, Stübing, Baierdorf, Wörth und Feistritz, alle in der Umgebung von Graz um 65 Pfund Pfenninge.

...et octo mansus et ad Baierdorf mansum unum cum
 uinea et ad Stubenik et ultra fluvium Muora in Werde duos mansos et ad Wstriz curtem unam...

Übersetzt: ... und acht Hofstellen (Anm.: Manse - Besitztum, Bauernof, Hube usw.), eine in Baierdorf (Anm.: Baierdorf/Graz-Eggenberg) mit einem Weingarten und bei Stübing und jenseits des Flusses Mur in Wörth (Anm.: Friesach-Wörth) zwei Hofstellen und bei Feistritz (Anm.: Deutschfeistritz einen Hof (Anm.: lat. curtis - Hof)

Quelle: Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark, Zahn 1875, 278, UK 265; Seite 338

...zwei Dinge sind interessant  - die erste urkundliche Nennung des Ortes Stübing, und zweitens die Nennung eines Weingartens in Baierdorf: et ad Baierdorf mansum unum cum uinea et ad Stubenik ... - würde so viel bedeuten wie: ...und eine Hofstelle mit Weingarten bei Baierdorf  - das wäre der urkundliche Beweis, dass im mittleren Murtal jedenfalls seit dem Jahr 1147 bereits Wein angebaut wurde... Baierdorf eine Ortsbezeichnung in der Gegend von Eggenberg bei Graz. Die Ortsbezeichnung Bodegor (Podigor) in der Urkunde für das Kloster Admont nimmt Muchar ebenfalls als Ortsbezeichnung in der Gegend von Eggenberg im Raum Graz an. Es kann angenommen werden, dass auch im Raum Stübing damals schon Weinbau betrieben wurde. Vor allem die sonnigen Hänge am Dielacherberg und dem Breitenberg lieferten jedenfalls sicher ab dem 13. Jahrhundert Wein für das Kloster Rein.

Versteckt gibt es heute in diesen Gebieten noch viele Reste der Weinbauanlagen (Steinmauern, Terrassen) zu sehen. Eine Dokumentation dazu wird erstellt. Anm.: Das lateinische Wort "mansum" bedeutet so viel wie eine Manse also eine Bezeichnung für eine unselbstständige landwirtschaftliche Erwerbseinheit (Hof oder Bauerngut) im Mittelalter.

Auch Feistritz (Wstritz), das heutige Deutschfeistritz wird in dieser Urkunde nach Stübing das erste mal schriftlich erwähnt! Für die Bedeutung dieser Orte seltsam, konnte bisher keine frühere Nennung gefunden werden!

Die Bedeutung "Stübing" nach dem Ortsnamenlexikon

Stübing, als Ortsname "et ad Stubenik" kommt urkundlich wie erwähnt erst 1147 in der Bestätigung Konrads von Peilstein für das Kloster Admont vor. Wie ist der Ortsname dabei zu deuten: Nach Fritz Lochner v. Hüttenbach - Steirische Ortsnamen - Zur Herkunft und Deutung von Siedlungs-, Berg-, und Gewässer- und Flurbezeichnungen, Graz 2008, ISBN 978-3-7011-0116-0 kommen für den heutigen Stübingbach folgende Deutung zu tragen: Die Stübing, re. z. Mur bei Kleinstübing, südl. Kleinfeistritz.- Urk. (ANB): 1147 Stubenic; 1179 Stubenich; 1187 Stubnich; 1414 in der Stubing. Etym.: Als *Stubnik" zu urslawisch *stub-, *stub-blb "Brunnen", vgl Stübming - unechter -ing Name. weiters: Slowen. "stublo" - "aus einem Baumstamm verfertigte Röhre" ist die Grundlage der Namen Stübming nordöstlich Turnau und Stübing nördl. von Graz (1147 Stubenik); beide Namen sind als Ursprüngliches "Rohr" oder Brunnen" anzusetzen. Auch die Deutung "Brunn" bzw. Brunnbach" wurde an anderer Stelle veröffentlicht.


Herkunft, Nennung und Deutung der Ortsnamen im mittleren Murtal

Die Besiedelungsgeschichte des mittleren Murtales reicht bis in die Altsteinzeit zurück. Funde aus der Repolusthöhle im Badlgraben belegen, dass das mittlere Murtal bereits vor 250.000 Jahren von Menschen bewohnt wurde. Gleichzeitig zählen die Funde in den Peggauer Höhlen zu den ältesten menschlichen Spuren Mitteleuropas. Bis zur römischen Besiedelung sind uns jedoch keine Ortsnamen oder Geländebezeichnungen überliefert. Erst die slawische Besiedelung nach den Wirren der Völkerwanderung hinterließ Spuren in den Orts-, Flur- und Gewässerbezeichnungen die zum großen Teil abgewandelt noch heute verwendet werden.


BEITRAG IN ARBEIT !!!